Am 18. April lud der Leistungskurs Musik in den kleinen Saal des KubinO zur ersten Schubertiade in Ostfildern. Wie zur Zeit der Romantik, als sich Künstlerinnen und Künstler sowie deren Freundinnen und Mäzene zum Musizieren und Feiern in den prächtigen Wiener Villen und Palais trafen, begeisterten unsere jungen Talente ihr Publikum für „Die schöne Müllerin“ von Franz Schubert. So wie einst Schubert seine Freunde begeisterte, die sich seit 1821 zur „Schubertiade“ trafen, um von Franz dessen neueste Kompositionen zu hören, zu plaudern und zu musizieren. Frau Vamosi verwies auf die bedeutendste Schubertiade der Welt, die jährlich in unserer Partnerstadt Hohenems (Österreich) und unweit davon in Schwarzenberg stattfindet. Sie dankte den Jugendlichen und Herrn Fauser ganz herzlich für ihr Engagement und ihre Motivation.
Herr Fauser hatte mit den jungen Talenten des Leistungskurses auf vielfältige Weise Schuberts Liederzyklus vorbereitet, in dem es um einen Wanderer geht, der in die Müllerstochter verliebt ist, auf ihre Zuneigung hofft und mit dem Jäger Probleme bekommt, da dieser bessere Chancen bei ihr hat. Das bringt den sehnsüchtigen jungen Mann zur Verzweiflung und treibt ihn schließlich in den Bach, wo er für immer schlafen will.
Die Texte dazu stammen von Wilhelm Müller, der ungefähr in Schuberts Alter war, und seine Gedanken scheinen auch Schuberts Gedanken zu sein. Die Kurzfassung der Handlung zeigte Carlotta Grümer (Flöte) zu Beginn in ihrem humorvollen, detailreichen Playmobil-Video.
Das Schöne war, dass die Jugendlichen zwischen den Liedern Texte von Peter Härtling aus seinem Buch über Schubert vorlasen und auf diese Weise die melancholisch-träumerisch-wehmütige Stimmung in Schuberts kurzem Leben in den schlichten, kantigen KubinO-Saal hereinholten! Wiener Biedermeiermöbel, schwere Vorhänge, der strenge Vater, die sanfte Mutter, ein kahles Junggesellenzimmer, lärmende Freunde, unerwiderte Liebe, innere Einsamkeit und Ruhelosigkeit wurden erstaunlich greifbar.
Dabei wuchsen die Musikerinnen und Musiker über sich hinaus: Jonathan Hagenmeyer, bisher als Hornist bekannt, überraschte mit seinem bemerkenswert intonationssicheren Gesang. Ob als Wanderer oder Verliebter – Jonathan gelang es, sowohl drängend und selbstsicher als auch ungeduldig und wütend in bester Baritonlage zu singen. Im Duett mit Daniel Brauns fein ausbalanciertem Bass, erklang die lyrische Seite des Wanderers. Als Fagottist führte Daniel mit den pochenden Achtelbewegungen die Tuttibesetzung sicher durch das Jägerlied.
Eine starke Wirkung hinterließ das szenische Begräbnis, denn dabei kam die Trauermusik als Fernchor-Solo aus dem Foyer: Charlotte Kierspel beeindruckte mit ihrer souveränen Trompetenklage. Stilsicher wechselte sie außerdem vom Jazz zur Romantik und sogar ans Cello!
In einer modernen, humorvoll-ironischen Talkrunde stritten sehr lebensnah Herr Dr. Müller-Lüdenscheid, eine Esoterikerin, eine Psychologin u.a. über die Bedeutung von Dur und Moll sowie über die „mentale Hetzjagd“ und ob „der Wanderer ohne die Müllerin noch leben würde“.
Es war schön zu hören, wie die versierten Holzbläserinnen Lena Eipper (Blockföte) und Caroline Plach (Oboe) außerdem auf hohem Niveau Klavier und Englischhorn spielten. Auch die erfahrenen Streicherinnen konnten mit Lorena Samardzija (Violine), Katharina Ruhrmann (Viola) und Carolina Bartsch (Cello) die klangliche Vielfalt bedeutend erweitern.
Lisanne Ruther (Gesang) und Alessa Bauer (Klavier) musizierten ebenso mutig wie wirkungsvoll als Solo-Sopranistin sowie als Schlagzeugerin.
Fast schon selbstverständlich ist, dass der gesamte Kurs auch als Chor auftrat. Am Schluss durfte das Publikum in „Des Baches Wiegenlied“ mit einstimmen und die tröstenden, warmen Klänge mit in die Nacht nehmen. Es war begeisternd miterleben zu dürfen, wie Herr Fauser die vielseitigen Begabungen seines Leistungskurses hervorgelockt und veröffentlicht hat und es ist wunderbar, dass die Jugendlichen sich darauf eingelassen haben! Bei so viel Begeisterung für die Musik ist es schon fast logisch, dass die Studienfahrt des Musik-Leistungskurses nach Wien geht.

(Franziska Korndörfer)